Informationen zum Thema Einnässen
Einnässen bei Kindern wird als “Harninkontinenz” bezeichnet.. Wir unterscheiden das Einnässen im Schlaf (Enuresis nocturna) und das Einnässen im Wachzustand (Harninkontinenz am Tag).
Harninkontinenz bei Kindern ist ein häufiges Problem. Im Alter von 7 bis 10 Jahren nässen (je nach Untersuchung) 7-13% der Kinder im Schlaf (meist in der Nacht, aber auch beim Mittagsschlaf) und 2 – 9 % der Kinder tagsüber ein. Nur selten ist Inkontinenz Symptom einer organischen Erkrankung, fast immer liegt eine funktionelle Störung vor.
Der Erwerb der Blasenkontrolle ist ein hochkomplexer und auch störungsanfälliger Reifungsprozess mit einer enormen interindividuellen Bandbreite der zeitlichen Abfolge. In den ersten Lebensjahren ist Einnässen normal, wird im Laufe der Kleinkindzeit in unterschiedlichem Alter aber als pathologisch wahrgenommen – abhängig von kulturellen und sozialen Rahmenbedingungen. Der Zeitpunkt, zu dem aus einem altersgerechten Phänomen ein pathologisches Phänomen wird, ist für jedes Kind individuell zu bestimmen. Er ist neben den in Deutschland akzeptierten medizinischen Kriterien vor allem abhängig von Entwicklungsaspekten und der Lebenssituation des Kindes.
Bis zur Vollendung des fünften Lebensjahres (60. Monat) ist das Einnässen nach den internationalen Diagnosekriterien in der Regel als altersgemäß zu werten („physiologische Harninkontinenz“), meist auch dann, wenn die Kinder schon einmal vorübergehend „trocken“ waren. Nur in Ausnahmefällen sollte die Inkontinenz in dieser Altersgruppe als medizinisches Problem (mit diagnostischen und therapeutischen Konsequenzen) betrachtet werden.
Somit ist die Diagnose „Einnässen“ (Harninkontinenz) dann gerechtfertigt, wenn ein Kind, das das 5. Lebensjahr vollendet hat, im Wachzustand (Harninkontinenz tagsüber) und/oder im Schlaf (Enuresis, Enuresis nocturna) unfreiwillig und unkontrolliert, am falschen Ort und zur falschen Zeit, Urin verliert.
Der Arbeit der KgKS liegt ein mehrdimensionales und systemisches Verständnis der Harninkontinenz zugrunde. Inkontinenz ist nicht nur z.B. Folge einer gestörten Blasenfunktion, einer Störung hormoneller Regelkreise oder einer psychischen oder psychosomatischen Problematik. Inkontinenz ist zu verstehen als Reifungsstörung und als Symptom einer komplexen Wechselwirkung von körperlichen, seelischen und sozialen Faktoren, in der auch gesellschaftliche und familiäre Wertungen des Symptoms “Einnässen” eine bedeutsame Rolle spielen. Behutsame und nicht invasive Diagnostik und kind- und familiengerechte Behandlung sind diesem Verständnis verpflichtet.